Mit dem Fahrrad auf Reisen: Süd-Portugal

Foto: Bruno Mahnke

Algarve und Alentejo bieten Radfahrern eine der schönsten Urlaubsregionen in ganz Europa. Die Straßen befinden sich durchweg in gutem bis sehr gutem Zustand, die Beschilderung ist erheblich besser geworden, und vor allem verhalten sich die portugiesischen Autofahrer gegenüber Radfahrern inzwischen rücksichtsvoller.

Nichtsdestoweniger: Portugal wird aus Sicht des Radfahrurlaubers noch längere Zeit als eigenwillig gelten, soll es. Das Land will entdeckt werden. Das erhöht den Reiz – mit diesem Fahrradreiseführer sind Sie gut gerüstet.


Die Etappenbeschreibungen konzentrieren sich auf ruhige Nebenstraßen. Sicher gibt es direktere Wege, die aber immer verkehrsreich und landschaftlich nur halb so schön sind. Unbeschwertes Radeln und Spaß auf dem Weg sind wichtiger – das ist der Leitfaden für diesen Radreiseführer.


Das Radfahren hatte in Portugal lange Zeit den Nimbus des „Arme-Leute“-Verkehrsmittels, gleichgestellt mit Eselskarren, Kühen und Fußgängern – man kann sich nichts Anderes leisten. Mit zunehmendem Wohlstand und zur Verfügung stehender Freizeit erfreut sich das Rennrad- und Mountainbikefahren bei den Portugiesen wachsender Beliebtheit – gepaart mit einer erhöhten Sensibilität gegenüber den Besonderheiten und Bedürfnissen solcher Gefährte auf den Straßen. Vielleicht ist es aber auch die Erkenntnis der Bevölkerung, dass radelnde Mitteleuropäer keine „armen Schlucker“ sind, ihr Geld vorzugsweise in örtlichen Herbergsbetrieben, Cafés und Restaurants lassen und Interesse für Kultur und Geschichte der Region mitbringen, die zunehmend Respekt und Anerkennung gegenüber dieser Spezies wachsen lassen.


Bis sich das Radfahren ganz als Freizeitvergnügen und Urlaubserlebnis in Portugal etabliert hat, wird noch Zeit vergehen. Mit der Mountain-Bike-Welle (BTT – Bicicleta Tudo Terreno) sind aber einige Kurbelumdrehungen in diese Richtung gemacht. Radelnde Touristen an der Algarve sind – organisiert oder individuell – inzwischen häufiger zu sehen. Einige Gruppen von internationalen Rennrad- und Mountainbike-Teams haben die Algarve als Trainingsrevier entdeckt. Für die Portugiesen mit sportlichen Ambitionen auf Edeldrahteseln ist das eher ein Sonntagsvergnügen. Das Netz der Fahrradläden ist relativ dicht.


Noch vor zehn Jahren wurden Fahrräder zusammen mit Motorsägen und Motorrädern verkauft und unter dem selben Dach repariert – die Kette als Kraftübertrager war das verbindende Element. Große Rennradveranstaltungen wie die der Beginn der Vuelta d’Espanha in Portugal zur Weltausstellung 1998, die Straßenweltmeisterschaft 2001 in Lissabon (Weltmeister im Zeitfahren: Jan Ullrich) und die regelmäßigen Profi-Rennen wie „Volta de Portugal“ im August und die „Volta ao Algarve“ im Frühjahr bringen langsam die nötige Publizität. Prominente portugiesische Rennfahrer wie José Azevedo, Edelhelfer von Lance Armstrong im Team Discovery Channel während der Tour de France, tragen zur Popularität des Radsports im Land bei.

Beste Reisezeit

Ein Jahr lässt sich für Südportugal in drei Reisezeiträume für Radfahrer einteilen: Die beste Reisezeit ist von Mitte März bis Mitte Juni und von Mitte September bis Ende Oktober. Die Temperaturen sind in der Regel angenehm, das Wetter ist im Frühjahr noch durchwachsen, stabilisiert sich bis Anfang Mai zusehens. Regenzeug und eine warme Garnitur gehören aber ins Gepäck. Im Spätsommer dann ausgeglichene warme Temperaturen, i. d. R. noch stabile Hochdrucklage. Es kann aber auch einzelne Regentage geben. In den Sommermonaten von Mitte Juni bis Mitte September ist es sehr warm bis heiß, Radfahren wird schnell zur Tortur, reichlich Trinken ist wichtig, Schatten ein begehrtes Gut, als Reisezeit nicht empfehlenswert. Zudem sind die Feriengebiete voll, und das Leben ist teuer. In den Wintermonaten ist die Wahrscheinlichkeit auf passables Wetter und Temperaturen über 15 °C an der Algarve am höchsten. Es kann aber auch tage-, mitunter wochenlang feucht, klamm und windig sein.

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