Mit dem Fahrrad auf Reisen: Sizilien

Trinacria

Sizilien per Rad! Bei dieser Ankündigung werden wahrscheinlich auch Ihre Freunde und Bekannte verständnislos den Kopf schütteln. Mehr als jedes andere europäische Urlaubsziel muß die größte Mittelmeerinsel gegen ein ganzes Bündel von Vorurteilen kämpfen. Doch je mehr Sizilien Sie entdecken, um so weniger werden Sie an negative Schlagwörter wie „Mafia“ denken und vielleicht sogar Goethe zitieren, der Trinacria – die dreispitzige Insel – so beschrieb: Schenkt ihr 3 Wochen Eures Lebens, und Ihr werdet 3000 Jahre Geschichte erfahren. Das Großgriechenland der Antike wurde auch von Römern, Arabern, Normannen, Spaniern und vielen anderen Völker beeinflußt. Griechische Tempel, orientalische Gärten und barocke Palazzi verleihen der Insel ein unverwechselbares Gesicht.


Als Radfahrer sind Ihnen die Zeugen der Geschichte allein vielleicht noch keinen Trip wert, ganz sicher aber die einzigartigen Landschaften. Allen voran der Etna, Europas höchster und weltweit einer der aktivsten Vulkane, bietet für Touren-, Renn- und Mountainbiker ein spektakuläres Naturerlebnis. Aber auch in vielen anderen Inselregionen wie z.B. den Monti Iblei sowie den Naturparks der Madonie und der Nebrodi gibt es unverbrauchte Landschaften, schattige Wälder und eine artenreiche Pflanzenwelt zu entdecken. In weiten Teilen hat die „Schöne“ ihr flächendeckendes Waldkleid von einst ablegen müssen, doch ganz nackt steht sie auch heute noch nicht da. Die Kornkammer Italiens läßt unter der fast pausenlos scheinenden Sonne schmackhaftes Obst und Gemüse heranreifen. Vereint mit Köstlichkeiten anderer Kulturen verwöhnt deshalb eine vielfältige Speisekarte ausgelaugte Pedalstrampler mit weit mehr als nur Pizza und Pasta.


Um das dünn besiedelte Inland der „Bergigen“ zu bezwingen, müssen Sie allerdings ausreichend Kondition mitbringen. Ein Abradeln der über 1000 km langen Küste ist wegen der dort hohen Bevölkerungsdichte und der damit verbundenen Verkehrsproblematik nur abschnittsweise zu empfehlen. Apropos Verkehr: Im vielzitierten Hexenkessel von Palermo werden neuerdings sogar autofreie Sonntage veranstaltet! In der Studentenstadt wird Radfahren aber auch sonst immer populärer. Durchhaltevermögen ist in der Peripherie vieler Städte erforderlich, um die unschönen Neubausiedlungen, die kaum fertiggestellt schon wieder abrißreif erscheinen, hinter sich zu lassen. Zudem verschandelt vielerorts unachtsam entsorgter Müll die herrliche Landschaft. Eine reine Badeinsel ist Sizilien jedenfalls nicht, es gibt sie dennoch – die Traumstrände, mit tiefblauem, klarem Wasser!


Und dann sind da noch die Menschen – ein Schmelztiegel verschiedenster Abstammung – hilfsbereit und freundlich und nicht selten ehrlich erfreut, Besucher aus ihrem ehemaligen Gastarbeiterland zu treffen. Sicher werden Sie bei Ihrer Reise einige Brocken Italienisch dazulernen und vielleicht am Ende gestenreich artikulieren: „Ancora una volta, Sicilia in bici“.

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