Mit dem Fahrrad auf Reisen: Die Schweiz ...


zum Urlaubsland erkoren zu haben, könnte sowohl bedeuten, daß Sie die Welt der Berge bereits in Ihr Herz geschlossen haben. als auch, daß Sie auf dem Rad soviel Erfahrungen in ebenen bis sanfthügeligen Regionen gesammelt haben, daß etwas Abwechslung bestimmt nicht schaden kann. Wie auch immer, in beiden Fällen haben Sie eine gute Entscheidung getroffen, denn es steht ein reichhaltiges Angebot an Radwanderrouten zur Auswahl, die es ermöglichen, weitestgehend ungestört von lärmenden Karossen die eigenwillige Schönheit der Alpen zu erkunden.

Die grandiosen und schroffen Formen, die den Wirkungen der Eiszeiten geschuldet sind, als mächtige Gletscher gewaltige Trogtäler schufen und nach der Schmelze malerische Seen, Moränen, Rundhöcker, Felswannen, Kare und steile Felswände zurückließen, haben ihre Anziehungskraft bis heute nicht verloren. Das Vegetationsbild verleiht den massiven Gesteinsformationen oft einen bizarren Charakter und reicht am Südalpenrand bis hin zu mediterranen Arten, so daß Sie z.B. die müden Radlerbeine an den ruhigen Gestaden des Lago di Lugano unter Palmen ausstrecken können.

In der Schweiz wird ein besonders breites floristisches Spektrum geboten, das nicht nur in den verschiedenen Höhenlagen, sondern auch den stark differierenden Bodenverhältnissen und unterschiedlichen Ausrichtungen der Täler begründet ist. Somit haben Sie z.B. im Tal der Rhône Gelegenheit, wo diese in Ost-West-Richtung strömt, eine landschaftliche Kulisse zu erfahren, die durch Weinhänge und eine mit Obst und Gemüse bestellte Talsohle geprägt ist. Im Engadin, im Tal des Inn, hingegen werden Sie desgleichen vergeblich suchen, da das enge und zerklüftete Tal weder hinreichend Platz noch die nötige Bodenqualität stellt. Wald und Almwiesen bestimmen dort das Landschaftsbild, was im übrigen auch für die meisten anderen Regionen der Schweiz zutrifft. Dennoch werden Sie kaum Eintönigkeit bei Ihrer Radreise empfinden, denn obwohl sich das landschaftliche Gepräge immer wieder aus den gleichen Komponenten zusammensetzt, sind die Eindrücke z.B. vom Nordosten, dem Land der Appenzeller, gänzlich verschieden von dem der Zentralschweiz, die nicht umsonst so heißt, oder dem im Westen liegenden Jura.

Desweiteren sind die unterschiedlichen Kulturkreise, die in der Schweiz vereint sind, ein Garant für Abwechslung, denn Sie werden nie weit radeln, ohne eine der zahlreichen Sprachgrenzen zu überschreiten (Dialekte mitgezählt). Die lange Tradition des Tourismus hat aber zumindest in der Gastronomie soviel internationales Flair einfließen lassen, daß Sie sich, egal ob Sie gerade durch den französisch-, italienisch-, rätoromanisch- oder deutschsprachigen Teil des Alpenlandes pedalieren, wegen der Verständigung nicht zu sorgen brauchen.

Sollten Sie zu diesem Buch gegriffen haben und noch unentschlossen sein, ob Sie eine Reise mit dem Fahrrad in die Schweiz unternehmen sollen, da Ihnen der Gedanke an die Bergwelt zuviel Respekt einflößt, mag es Sie mutig stimmen, daß Ihnen auch als Radreisende ein gut ausgebautes Hilfsmittel bei der Überwindung lästiger, zu langer und steiler Pässe zur Verfügung steht: die Schweizerischen Bundesbahnen (nebst der privaten Schwestergesellschaften).
Denn das Fahrrad (schweizerisch: Velo) genießt in dem Alpenland als Alltagsverkehrsmittel einen hohen Stellenwert, so daß auch das Angebot der Bahn komfortabel ist (und bei einem Vergleich mit den Nachbarländern diese um Längen deklassieren würde). Somit gehört natürlich auch das Verladen eines Fahrrades für die bei der Eisenbahn Beschäftigten zu einer „der leichtesten Übungen“.
Fazit: ob Sie nun mit Einsatz von Fremdmitteln oder nur den eigenen Beinstärken die Schweiz erkunden, sie stellt in jedem Falle ein besonders angenehmes und interessantes Fahrradreiseland dar.

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