- Mit
dem Fahrrad auf Reisen: England
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![Lake District](images/england5.jpg)
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… auf den Pedalen mit
eigener Kraft und dem Wind in den Haaren kennenlernen, heißt,
eine glückliche Wahl getroffen zu haben. Die britische Insel
bietet mit ihren landschaftlichen Reizen und kulturellen
Regionalismen ein weites Feld abwechslungsreicher Erlebnisräume:
vom ackerbaulich geprägten, saftigen „Garten Kent“,
über die geschäftigen, turbulenten Ausflugs- und
Urlaubshochburgen an der Südküste sowie die
menschenleeren, der Einsamkeit Tor und Tür öffnenden Moore
im Südwesten und Norden reicht das Angebot bis hin zur rauhen,
tosenden Atlantikküste, die die kahlen Hochebenen Cornwalls
umrahmt, wo sich in der untergehenden Sonne die Silhouetten ehemals
dem Land zu Reichtum verhelfender Industriedenkmale am Horizont
abzeichnen. Ja, es wird darüber hinaus angereichert mit den
wildromantischen See-Kulissen, z.B. des Lake Distrikt, im hohen
Norden. Dazu gesellen sich noch unzählige beschauliche Nischen,
die für Überraschungen sorgen – wer würde z.B.
an den vom Atlantik umbrandeten Steilklippen des Südwestens
Palmen vermuten.
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England ist für jeden
reisenswert; gleich, ob die Gemütslage gerade Erlebnishunger
verspürt oder sich nach Ruhe und Entspannung sehnt. Komme es,
wie es wolle; dieses Land vermag wohl jeden Gast im Lauf einer Fahrt
auf heckengesäumten schmalen Fahrwegen, auf denen sich nur ab
und an ein Farmer samt seinem motorgetriebenen Vehikel sehen läßt,
vorbei an Wind und Wetter trutzenden Normannenburgen und
Herrensitzen, die geballt alle Pracht des Adels in grüner Flur
ausbreiten, oder wenn der Weg durch die emsiges Treiben bietenden
Hafenstädte führt, zufriedenzustellen.
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Wen das noch nicht vom Sessel auf
den Sattel zieht, für den hält das Land, wo die Wiege des
mit allerlei Mythen umwobenen König Artus stand, auch
Geheimnisvolles bereit. Doch nicht nur das Nachradeln der Spuren
dieses legendären Kämpfers ermöglicht das Betreten
einer „anderen Welt“, wurde dem Okkulten auf der Insel
doch schon immer Aufmerksamkeit geschenkt, wie es die gewaltigen
Steine in der Salisbury Plain mit dem Mekka Stonehenge
bezeugen. Natürlich ließe sich jetzt eine endlose Liste
derlei aufzählen – ist Großbritannien doch die
Urheimat der Geister, die ihr Unwesen in verfallenen Klöstern
und Herrenhäusern treiben und nur darauf warten, ein paar
Veloreisende zu erschrecken – doch dazu erst später mehr.
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Wie auch immer die Erlebnisse des
Tages sein werden, es steht den Insel-Gästen ein reichhaltiges
Angebot offen, um aufkeimender Unlust zu begegnen. So finden Sie
auch in den weniger dicht besiedelten Regionen
Übernachtungsmöglichkeiten und Versorgungsstätten,
die dem leiblichen Wohl wieder auf die Sprünge helfen. Ein Pub
mit Biergarten, in dem unter weit ausladendem Geäst einer
betagten knorrigen Eiche gespeist und gebechert wird, ist in jeder
Grafschaft am Wegesrand zu finden. Wohltuend ist nach einem
anstrengenden Radlertag auch der freundliche Empfang in einem der im
ganzen Land gebotenen Privatquartiere, wo Sie die Gastgeber gern
auch nur für eine Nacht aufnehmen und morgens erst nach einem
köstlichen, opulenten Frühstück des Weges ziehen
lassen.
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Das werden Sie allerdings auch
brauchen, und wer jetzt noch leicht angewidert an eine üppige –
teils warme – Mahlzeit am frühen Morgen denkt, wird vor
Ort schnell eines Besseren belehrt. Denn erstens herrschen in
England natürlich keine tropischen Temperaturen, und zweitens
ist es in weiten Teilen des Landes dermaßen hügelig, daß
Ihre Waden ungeheure Leistungen vollbringen müssen, was
bekannterweise den Appetit anregt. Selbst mit einem für eine
derartige Topografie geeigneten Fahrrad werden Sie sich zeitweise
genauso geschafft fühlen wie Tour-de-France-Fahrer und sich am
nächsten Morgen auf nichts sehnlicher als ein „real
english breakfast“ freuen. Guten Appetit!
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