Mit dem Fahrrad auf Reisen: Belgien/Luxemburg

Burg von Bouillon, Copyright OPT Brüssel

Die Gemeinsamkeiten Belgiens mit dem nördlichen Nachbarn Niederlande sind auf den ersten Blick weitreichend: die über Jahrhunderte reichende gemeinsame Geschichte, die fast ebenso hohe Besiedlungsdichte (über 320 Einwohner/km²), die starke wirtschaftliche Ausrichtung auf die Europäische Union, und nicht zuletzt in den nördlichen Landesteilen auch Topografie, Architektur, Sprache. Aber schon auf den zweiten Blick offenbart sich, daß Belgien keineswegs eine Variante Hollands ist, sondern ein höchst eigenständiges, unverwechselbares Reiseland – auch und gerade für Radfahrer.

Belgien, als Teil der Niederlande zu Beginn der Neuzeit Streitobjekt sämtlicher europäischer Großmächte, wurde erst 1830 zu etwa gleichen Teilen aus niederländischsprachigen (flämischen) und französischsprechenden (wallonischen) Gebieten zusammengefügt. Die drei Ostkantone des Hohen Venn, in denen Deutsch und Französisch gleichberechtigt gesprochen werden, haben seit 1920 Brückenschlagfunktion zum deutschen Nachbarn.

In Flandern hat in den letzten Jahren die Bedeutung des Fahrrades als Alltagsverkehrsmittel wieder zugenommen, was durch die ebene Topografie begünstigt wird. Bei Radreisenden ist Westflandern mit der Nordseeküste wohl besonders beliebt, wobei die eigentliche Küste in der Hauptsaison derart überfüllt ist, daß ein Ausweichen in Richtung Binnenland anzuraten ist. Ohnehin wäre es ein Irrtum anzunehmen, daß eine Fahrradreise in Flandern leichter und erholsamer als in Wallonien sei – das Gegenteil ist der Fall. Der französischsprachige Teil Belgiens ist zwar deutlich hügeliger als Flandern, und eine Tour durch die Ardennen ist teils recht schweißtreibend, aber auch nicht nur landschaftlich interessanter, sondern zudem verkehrsärmer und mit deutlich besseren Straßen versehen. Die ebeneren Bereiche Walloniens verfügen hingegen über recht viel Industrie und sind somit wohl der radtouristisch uninteressanteste Teil Belgiens. Um Begriffe aus dem Eislaufsport zu verwenden: Flandern ist allenfalls radtouristische Pflicht, das französischsprechende Belgien und das vielsprachige Luxemburg sind die genußreichere Kür.

Zum Einstimmen oder für eine Kurzreise gibt es eine günstige Zwischenlösung. In der dünnbesiedelten Region der Ostkantone ist die Landschaft besonders reizvoll, viele Nebenstraßen bieten sich für Radtouren an – am besten in Verbindung mit den angrenzenden Gebieten Luxemburgs.

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